Lieber T.,
ich wollte mich ja schon lange mal melden. Wie du vielleicht
mitbekommen hast, habe ich mich schon seit längerer Zeit von der
charismatischen Bewegung abgewandt, weil ich sie für eine
Verführung halte. Ich möchte dir nun einige Punkte nennen, die
mich zu dieser Entscheidung veranlasst haben, da ich die
Verpflichtung verspüre, meine Erkenntnis zu teilen, auch wenn es
unter Umständen nicht gern gehört werden wird. Auch weil du mir
menschlich sympathisch bist und ich auch vor Gott in dieser Sache
unschuldig sein will, deshalb vernimm bitte folgende Dinge, die
die charismatische Bewegung bei mir in ein anderes Licht gerückt
haben.
Noch etwas vorweg: Mir wurde schon des öfteren in Gesprächen entgegengehalten, man dürfe nicht richten, wenn ich falsche Lehre
oder Sünde angesprochen habe. Wer sich jedoch dieser Argumentation
bedient, gibt sich selbst Zeugnis, dass er kein Christ ist. Denn
Paulus sagt in 1Kor 5,12: »Denn was gehen mich auch die an, die
außerhalb [der Gemeinde] sind, daß ich sie richten sollte? Habt
ihr nicht die zu richten, welche drinnen sind?« Wer also nicht
gerichtet werden will, sagt damit nichts anderes, als dass er eben
nicht "drinnen" ist, sondern "außerhalb". Wir wollen hier aber
ohnehin nicht richten. Denn wenn falsche Lehre und Sünde zu
strafen richten wäre, dann hätte auch Christus selbst, samt allen
Aposteln und Propheten, nicht wenig gerichtet. Aber nein, so ist
es nicht. Auf falsche Lehre und Sünde hinweisen ist ein Werk der
Liebe, damit der andere nicht auf seinem Irrweg umkommt. »Wer
einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine
Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken.« (Jak 5,20)
1.) Falsche Propheten
Eine viel zu große Aufmerksamkeit wird in der Charismatischen
Bewegung auf angebliche Offenbarungen und Prophezeiungen gelegt.
Im neuen Testament ist alles niedergeschrieben, was uns zur
Seligkeit nützlich ist - es braucht daher keine neuen
Offenbarungen.
5Mo 18,20-22 lautet: Doch der Prophet, der so vermessen ist, in
meinem Namen zu reden, was ich ihm nicht zu reden geboten habe,
oder der im Namen anderer Götter redet, jener Prophet soll
sterben! Wenn du aber in deinem Herzen sprichst: »Woran können wir
das Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat?«, [dann sollst
du wissen:] Wenn der Prophet im Namen des Herrn redet, und jenes
Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist es ein Wort, das
der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat aus Vermessenheit
geredet, du sollst dich vor ihm nicht fürchten!
Demnach ist schon eine einzige falsche Prophezeiung ein sicheres
Zeichen für einen falschen Propheten; andernfalls müsste Gott in
seinem Wort gelogen haben, was unmöglich ist. Dass falsche
Prophezeiungen in der Charismatik an der Tagesordnung sind, wird
wohl nicht bestritten werden können. Es handelt sich also um
falsche Propheten, die n i c h t von Gott gesandt sind.
Allgemein fällt auch auf, dass charismatische »Propheten« so ganz
anders sind als die biblischen. Ein alttestamentlicher Prophet hat
(soweit ich das überblicke) stets zur Buße aufgerufen und die
Sünde angeprangert. Für den Fall, dass keine Umkehr erfolgt, wurde
das Gericht angedroht, was dann oftmals auch eingetreten ist, weil
eben keine Buße getan wurde. Die charismatischen Propheten
hingegen sind, wie sie beispielsweise Jeremia beschreibt in Jer
23,16-17: So spricht der Herr der Heerscharen: Hört nicht auf die
Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie täuschen euch; die
Offenbarung ihres eigenen Herzens verkünden sie und nicht [was]
aus dem Mund des Herrn [kommt]. Ständig sagen sie zu denen, die
mich verachten: »Der Herr hat gesagt: Ihr werdet Frieden haben!«
Und zu allen denen, die in der Verstocktheit ihres Herzens
wandeln, sprechen sie: »Es wird kein Unheil über euch kommen!«
Von Anbeginn der Zeit haben die falschen Propheten stets das
geredet, was die Menschen hören wollten, auch wenn es Gott
vollkommen zuwider war. Es ging ihnen nämlich nur um
Menschengunst, Ansehen, gemächliches Leben, Geld und Güter - wie
heute unter den charismatischen Propheten.
Auffällig ist auch der überaus verschwenderische Lebenswandel
vieler sogenannter Lehrer und Propheten, besonders in den USA. Mit dem
Geist Christi ist dies jedenfalls nicht zu vereinen, denn Christus
war arm: »Die Füchse haben Gruben, und die Vögel des Himmels haben
Nester; aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er sein Haupt
hinlegen kann.« und 2Kor 8,9: »Denn ihr kennt ja die Gnade unseres
Herrn Jesus Christus, daß er, obwohl er reich war, um euretwillen
arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.«
Aber diese falschen Lehrer wie Benny Hinn, Joyce Meyer, Copeland
etc., denen gilt dieses Wort aus 2Pet 2,1-3: »Es gab aber auch
falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche
Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen,
indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und
sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen. Und
viele werden ihren verderblichen Wegen nachfolgen, und um
ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. Und aus H A B S U C H T werden sie euch mit B E T R Ü G E R I S C H E N
Worten ausbeuten; aber das Gericht über sie ist längst
vorbereitet, und ihr Verderben schlummert nicht.«
Paulus sagt dazu, 2Tim 3,13: »Böse Menschen aber und Betrüger
werden es immer schlimmer treiben, indem sie verführen und sich
verführen lassen.«
In dem Buch Christianity in Crisis von Hank Hanegraaff sind
viele haarsträubende Zitate führender Charismatiker enthalten, mit
genauer Quellenangabe wo diese Aussagen zu finden sind. Falls du
auch nur im Geringsten überzeugt bist, dass oben genannte Personen
und andere von Gott sind, wirst du dort eines besseren belehrt. Es
sind dort unvorstellbar blasphemische Äußerungen enthalten, die
den Geist dieser Menschen jedem deutlich vor Augen führen, der
nicht willentlich blind sein will.
Jesus Christus warnt uns so eindringlich vor falschen Propheten
und Wundertätern: »Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr,
Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem
Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten
vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie
gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!« (Mt 7,22-23) T.,
bedenke von wem Jesus da spricht! Schlage diese Warnungen nicht in
den Wind! Der Apostel Johannes warnt uns treulich: »Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob
sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die
Welt ausgegangen.« (1Joh 4,1)
2.) Erweckung vs. Abfall
Ständig hört man von den falschen charismatischen Propheten, es
werde eine Erweckung kommen - doch was sagt das Neue Testament
selbst in puncto Erweckung in der Endzeit?
»Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt acht, daß euch
niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und
sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen. [...] Und
es werden viele falsche Propheten auftreten und werden viele
verführen.« (Mt 24,4-5+11)
»Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre
nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten
Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie
werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden
zuwenden.« (2Tim 4,3-4)
»Laßt euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muß
unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde
geoffenbart werden,« (2Th 2,3)
Es soll also Abfall kommen, nicht Erweckung! Es werden bei der
Wiederkunft Christi wohl nur noch sehr wenige wirkliche Gläubige
auf der Erde sein, gemäß Lk 18,8: »Doch wenn der Sohn des Menschen
kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?« Also auch hier:
Keine Erweckung, sondern das Gegenteil. Wie könnt ihr da nur immer
von Erweckung reden? Meinst du der Herr Jesus Christus spricht
solche Warnungen umsonst aus? Ich bitte dich und jeden, der es
lesen oder hören sollte: »Werdet doch wirklich nüchtern und
sündigt nicht!« (1Kor 15,34)
3. Fehlender Gehorsam gegen Gottes Wort
Woran erkennt man einen guten Baum? an seinen Früchten. Woran
erkennt man einen wahren Christen? an seinen Werken der Liebe, was
nämlich der Gehorsam gegen Gottes Gebote ist. Entgegen dem, was in
charismatischen Kreisen verbreitet wird (einer Gefühlsliebe), ist
diese Botschaft des Evangeliums, dass man sich von seinen
Sünden abwendet, diese scheut und Gutes tut und Gott in allem
Gehorsam ist, sehr wichtig. Denn ein guter Baum kann keine
schlechte Frucht bringen. Ja, Gottesfurcht ist der Anfang der
Erkenntnis, wie Salomo sagt. Die Werke sind daher überaus wichtig,
denn wo diese fehlen, ist es niemals ein rechtes Christsein. Aber
bei vielen muss das Gesetzlichkeit heißen. Jemand der Gottes
Gebote hält, ist nicht gesetzlich, sondern derjenige, der sich
durch gute Werke selbst erlösen will, also das Werk Jesu verwirft.
Das ist ein großer Unterschied.
Jesus Christus sagte zu den Ungehorsamen, die nur seinen Namen im
Munde führen: Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht,
was ich sage? (Lk 6,46) Für solche gilt dann nämlich Lk 13,25: »Wenn einmal der Hausherr aufgestanden ist und die Türe
verschlossen hat, dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen und
an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Dann
wird er antworten und zu euch sagen: Ich weiß nicht, woher ihr
seid!« und Mt 7,21: »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!
wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen
meines Vaters im Himmel tut.«
Dass das Halten der Gebote Gottes, was letztlich der (Nächsten-)
Liebe entspricht, unentbehrlich ist, zeigen nachfolgende Verse
deutlich:
»Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote!« (Joh 14,15)
»Wer meine Gebote festhält und sie befolgt, der ist es,
der mich liebt;« (Joh 14,21)
»Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner
Liebe,« (Joh 15,10)
»Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich
euch gebiete.« (Joh 15,14)
»Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der ist verpflichtet,
auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.« (1Joh 2,6)
»Wer die Sünde tut, der ist aus dem Teufel; denn der
Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen,
daß er die Werke des Teufels zerstöre.« (1Joh 3,8)
»Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben,
wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die
Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind
nicht schwer.« (1Joh 5,2-3)
»Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe
Glauben, und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube
retten?« (Jak 2,14)
Wer also Jesu Gebote nicht hält, ist demnach nicht sein Freund,
liebt ihn nicht, bleibt nicht in ihm und ist letztlich vom Teufel.
4.) Fleischliches Wohlstandsevangelium vs. Selbstverleugnung
Das Evangelium Christi, nämlich die Vergebung der Sünden und das
ewige Leben wurde in ein fleischliches Wohlstandsevangelium
verdreht, bei dem es anscheinend Gottes Wille sei, dass alle
Christen gesund, reich, erfolgreich, angesehen usw. sein sollen -
eine offensichtlich satanische Lüge!
Trophimus war krank: »Erastus blieb in Korinth, Trophimus aber
ließ ich in Milet krank zurück.« (2Tim 4,20)
Timotheus schwächlich: »Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern
gebrauche ein wenig Wein um deines Magens willen und wegen deines
häufigen Unwohlseins.« (1Tim 5,23)
Paulus selbst hatte offenbar ein Leiden: »Und damit ich mich wegen
der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein
Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, daß er mich mit
Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe.« (2Kor 12,7) und »Ich gebe euch das Zeugnis, daß ihr wenn möglich eure Augen
ausgerissen und mir gegeben hättet.« (Gal 4,15)
Echte Christen sind in der Welt auch niemals angesehen, sondern
stets ein Gräuel für die Menschen, und müssen sich selbst
verleugnen und durch viel Trübsal gehen:
»Dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie,
unbeirrt im Glauben zu bleiben, und [sagten ihnen,] daß wir durch
viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen.« (Apg
14,22)
»Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus,
werden Verfolgung erleiden.« (2Tim 3,12)
»Und ihr werdet von jedermann gehaßt sein um meines Namens willen.
Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.« (Mt
10,22)
»Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der
ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es
verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird
es finden!« (Mt 10,38-39)
»Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein
Kreuz auf sich und folge mir nach!« (Mk 8,34)
5.) Frauen herrschen über Männer
Es ist eine klare Lehre im Neuen Testament, dass eine Frau nicht
über einen Mann herrschen darf oder über ihn Autorität ausüben
darf. Diese Lehre schlagt ihr in den Wind, als ob Gott euer
Lehrmeister sein muss, da bei euch die Frauen sehr wohl über
Männer Autorität ausüben, indem sie z. B. lehren.
»Ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter als dem
Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus
das Haupt der Gemeinde ist; und er ist der Retter des Leibes. Wie
nun die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so auch die Frauen
ihren eigenen Männern in allem.« (Eph 5,22–24)
»Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, daß sie
über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten.«
(1Tim 2,12)
»Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen
nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie
es auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so
sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für
Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.« (1Kor 14,34-35)
Du weißt wohl selbst (wahrscheinlich besser als ich), wie gerade
Frauen führende Persönlichkeiten in der charismatischen Bewegung
sind und somit, entgegen den klaren Worten der Schrift, lehren und
Autorität gegenüber Männern ausüben. Sollte Gott etwa Frauen zu
einem Dienst berufen, welcher nach seinen eigenen Worten für
Frauen verboten ist und nur den Männern vorbehalten ist? Das sei
ferne.
Hierbei will ich es bewenden lassen. Wenn du Interesse hast,
können wir uns gerne weiter darüber austauschen. Um es kurz zu
machen, meine Meinung ist folgende: Die charismatische Bewegung
legt ein viel zu großes Gewicht auf fleischliche Dinge (Wohlstand,
Gesundheit, gemächliches Leben, seelisches Wohlfühlen), auf
Prophezeiungen und Offenbarungen, auf unnüchterne Musik, die
angeblich zur Anbetung dienen soll, aber nur der eigenen
Fleischlichkeit dient, und v o r a l l e m auf irgendwelche seelischen
Empfindungen, die man als von Gott kommend ansieht. Gott hat wegen
dieser fleischlichen Gesinnung Gericht geübt, indem er eine
wirksame Kraft der Verführung gesendet hat (2Th 2,11). Das
zentrale Thema, nämlich den Sünden abzusterben, sich selbst zu
verleugnen und Gott in allem Gehorsam zu sein, wird nicht gelehrt.
T., bedenke auch, dass ihr durch eure Arbeit viele Leute in
diese Verführung mit herein zieht und dafür dermaleinst
Rechenschaft ablegen müsst. Das ist sehr Ernst, und ich bitte
dich, mein Schreiben nicht leichtfertig abzutun. Ich habe noch ein
sehr lesenswertes Traktat von Menno Simons angehängt.
Grüße und Segenswünsche
M.
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