Sonntag, 18. Mai 2014

Brief an einen Charismatiker

Lieber T.,

ich wollte mich ja schon lange mal melden. Wie du vielleicht mitbekommen hast, habe ich mich schon seit längerer Zeit von der charismatischen Bewegung abgewandt, weil ich sie für eine Verführung halte. Ich möchte dir nun einige Punkte nennen, die mich zu dieser Entscheidung veranlasst haben, da ich die Verpflichtung verspüre, meine Erkenntnis zu teilen, auch wenn es unter Umständen nicht gern gehört werden wird. Auch weil du mir menschlich sympathisch bist und ich auch vor Gott in dieser Sache unschuldig sein will, deshalb vernimm bitte folgende Dinge, die die charismatische Bewegung bei mir in ein anderes Licht gerückt haben.


Noch etwas vorweg: Mir wurde schon des öfteren in Gesprächen entgegengehalten, man dürfe nicht richten, wenn ich falsche Lehre oder Sünde angesprochen habe. Wer sich jedoch dieser Argumentation bedient, gibt sich selbst Zeugnis, dass er kein Christ ist. Denn Paulus sagt in 1Kor 5,12: »Denn was gehen mich auch die an, die außerhalb [der Gemeinde] sind, daß ich sie richten sollte? Habt ihr nicht die zu richten, welche drinnen sind?« Wer also nicht gerichtet werden will, sagt damit nichts anderes, als dass er eben nicht "drinnen" ist, sondern "außerhalb". Wir wollen hier aber ohnehin nicht richten. Denn wenn falsche Lehre und Sünde zu strafen richten wäre, dann hätte auch Christus selbst, samt allen Aposteln und Propheten, nicht wenig gerichtet. Aber nein, so ist es nicht. Auf falsche Lehre und Sünde hinweisen ist ein Werk der Liebe, damit der andere nicht auf seinem Irrweg umkommt. »Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken.« (Jak 5,20)

1.) Falsche Propheten

Eine viel zu große Aufmerksamkeit wird in der Charismatischen Bewegung auf angebliche Offenbarungen und Prophezeiungen gelegt. Im neuen Testament ist alles niedergeschrieben, was uns zur Seligkeit nützlich ist - es braucht daher keine neuen Offenbarungen.

5Mo 18,20-22 lautet: Doch der Prophet, der so vermessen ist, in meinem Namen zu reden, was ich ihm nicht zu reden geboten habe, oder der im Namen anderer Götter redet, jener Prophet soll sterben! Wenn du aber in deinem Herzen sprichst: »Woran können wir das Wort erkennen, das der Herr nicht geredet hat?«, [dann sollst du wissen:] Wenn der Prophet im Namen des Herrn redet, und jenes Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist es ein Wort, das der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat aus Vermessenheit geredet, du sollst dich vor ihm nicht fürchten!

Demnach ist schon eine einzige falsche Prophezeiung ein sicheres Zeichen für einen falschen Propheten; andernfalls müsste Gott in seinem Wort gelogen haben, was unmöglich ist. Dass falsche Prophezeiungen in der Charismatik an der Tagesordnung sind, wird wohl nicht bestritten werden können. Es handelt sich also um falsche Propheten, die n i c h t von Gott gesandt sind.

Allgemein fällt auch auf, dass charismatische »Propheten« so ganz anders sind als die biblischen. Ein alttestamentlicher Prophet hat (soweit ich das überblicke) stets zur Buße aufgerufen und die Sünde angeprangert. Für den Fall, dass keine Umkehr erfolgt, wurde das Gericht angedroht, was dann oftmals auch eingetreten ist, weil eben keine Buße getan wurde. Die charismatischen Propheten hingegen sind, wie sie beispielsweise Jeremia beschreibt in Jer 23,16-17: So spricht der Herr der Heerscharen: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie täuschen euch; die Offenbarung ihres eigenen Herzens verkünden sie und nicht [was] aus dem Mund des Herrn [kommt]. Ständig sagen sie zu denen, die mich verachten: »Der Herr hat gesagt: Ihr werdet Frieden haben!« Und zu allen denen, die in der Verstocktheit ihres Herzens wandeln, sprechen sie: »Es wird kein Unheil über euch kommen!«

Von Anbeginn der Zeit haben die falschen Propheten stets das geredet, was die Menschen hören wollten, auch wenn es Gott vollkommen zuwider war. Es ging ihnen nämlich nur um Menschengunst, Ansehen, gemächliches Leben, Geld und Güter - wie heute unter den charismatischen Propheten.

Auffällig ist auch der überaus verschwenderische Lebenswandel vieler sogenannter Lehrer und Propheten, besonders in den USA. Mit dem Geist Christi ist dies jedenfalls nicht zu vereinen, denn Christus war arm: »Die Füchse haben Gruben, und die Vögel des Himmels haben Nester; aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann.« und 2Kor 8,9: »Denn ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, daß er, obwohl er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.«

Aber diese falschen Lehrer wie Benny Hinn, Joyce Meyer, Copeland etc., denen gilt dieses Wort aus 2Pet 2,1-3: »Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen. Und viele werden ihren verderblichen Wegen nachfolgen, und um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden. Und aus H A B S U C H T werden sie euch mit B E T R Ü G E R I S C H E N Worten ausbeuten; aber das Gericht über sie ist längst vorbereitet, und ihr Verderben schlummert nicht.«

Paulus sagt dazu, 2Tim 3,13: »Böse Menschen aber und Betrüger werden es immer schlimmer treiben, indem sie verführen und sich verführen lassen.«

In dem Buch Christianity in Crisis von Hank Hanegraaff sind viele haarsträubende Zitate führender Charismatiker enthalten, mit genauer Quellenangabe wo diese Aussagen zu finden sind. Falls du auch nur im Geringsten überzeugt bist, dass oben genannte Personen und andere von Gott sind, wirst du dort eines besseren belehrt. Es sind dort unvorstellbar blasphemische Äußerungen enthalten, die den Geist dieser Menschen jedem deutlich vor Augen führen, der nicht willentlich blind sein will.

Jesus Christus warnt uns so eindringlich vor falschen Propheten und Wundertätern: »Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!« (Mt 7,22-23) T., bedenke von wem Jesus da spricht! Schlage diese Warnungen nicht in den Wind! Der Apostel Johannes warnt uns treulich: »Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn es sind viele falsche Propheten in die Welt ausgegangen.« (1Joh 4,1)

2.) Erweckung vs. Abfall

Ständig hört man von den falschen charismatischen Propheten, es werde eine Erweckung kommen - doch was sagt das Neue Testament selbst in puncto Erweckung in der Endzeit?

»Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt acht, daß euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen. [...] Und es werden viele falsche Propheten auftreten und werden viele verführen.« (Mt 24,4-5+11)

»Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.« (2Tim 4,3-4)

»Laßt euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muß unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden,« (2Th 2,3)

Es soll also Abfall kommen, nicht Erweckung! Es werden bei der Wiederkunft Christi wohl nur noch sehr wenige wirkliche Gläubige auf der Erde sein, gemäß Lk 18,8: »Doch wenn der Sohn des Menschen kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?« Also auch hier: Keine Erweckung, sondern das Gegenteil. Wie könnt ihr da nur immer von Erweckung reden? Meinst du der Herr Jesus Christus spricht solche Warnungen umsonst aus? Ich bitte dich und jeden, der es lesen oder hören sollte: »Werdet doch wirklich nüchtern und sündigt nicht!« (1Kor 15,34)

3. Fehlender Gehorsam gegen Gottes Wort

Woran erkennt man einen guten Baum? an seinen Früchten. Woran erkennt man einen wahren Christen? an seinen Werken der Liebe, was nämlich der Gehorsam gegen Gottes Gebote ist. Entgegen dem, was in charismatischen Kreisen verbreitet wird (einer Gefühlsliebe), ist diese Botschaft des Evangeliums, dass man sich von seinen Sünden abwendet, diese scheut und Gutes tut und Gott in allem Gehorsam ist, sehr wichtig. Denn ein guter Baum kann keine schlechte Frucht bringen. Ja, Gottesfurcht ist der Anfang der Erkenntnis, wie Salomo sagt. Die Werke sind daher überaus wichtig, denn wo diese fehlen, ist es niemals ein rechtes Christsein. Aber bei vielen muss das Gesetzlichkeit heißen. Jemand der Gottes Gebote hält, ist nicht gesetzlich, sondern derjenige, der sich durch gute Werke selbst erlösen will, also das Werk Jesu verwirft. Das ist ein großer Unterschied.

Jesus Christus sagte zu den Ungehorsamen, die nur seinen Namen im Munde führen: Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage? (Lk 6,46) Für solche gilt dann nämlich Lk 13,25: »Wenn einmal der Hausherr aufgestanden ist und die Türe verschlossen hat, dann werdet ihr anfangen, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid!« und Mt 7,21: »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.«

Dass das Halten der Gebote Gottes, was letztlich der (Nächsten-) Liebe entspricht, unentbehrlich ist, zeigen nachfolgende Verse deutlich:

»Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote!« (Joh 14,15)
 
»Wer meine Gebote festhält und sie befolgt, der ist es, der mich liebt;« (Joh 14,21)

»Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe,« (Joh 15,10)

»Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich euch gebiete.« (Joh 15,14)

»Wer sagt, daß er in ihm bleibt, der ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie jener gewandelt ist.« (1Joh 2,6)

»Wer die Sünde tut, der ist aus dem Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, daß er die Werke des Teufels zerstöre.« (1Joh 3,8)

»Daran erkennen wir, daß wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.« (1Joh 5,2-3)

»Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube retten?« (Jak 2,14)

Wer also Jesu Gebote nicht hält, ist demnach nicht sein Freund, liebt ihn nicht, bleibt nicht in ihm und ist letztlich vom Teufel.

4.) Fleischliches Wohlstandsevangelium vs. Selbstverleugnung

Das Evangelium Christi, nämlich die Vergebung der Sünden und das ewige Leben wurde in ein fleischliches Wohlstandsevangelium verdreht, bei dem es anscheinend Gottes Wille sei, dass alle Christen gesund, reich, erfolgreich, angesehen usw. sein sollen - eine offensichtlich satanische Lüge!

Trophimus war krank: »Erastus blieb in Korinth, Trophimus aber ließ ich in Milet krank zurück.« (2Tim 4,20)

Timotheus schwächlich: »Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens willen und wegen deines häufigen Unwohlseins.« (1Tim 5,23)

Paulus selbst hatte offenbar ein Leiden: »Und damit ich mich wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Pfahl fürs Fleisch gegeben, ein Engel Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe.« (2Kor 12,7) und »Ich gebe euch das Zeugnis, daß ihr wenn möglich eure Augen ausgerissen und mir gegeben hättet.« (Gal 4,15)

Echte Christen sind in der Welt auch niemals angesehen, sondern stets ein Gräuel für die Menschen, und müssen sich selbst verleugnen und durch viel Trübsal gehen:

»Dabei stärkten sie die Seelen der Jünger und ermahnten sie, unbeirrt im Glauben zu bleiben, und [sagten ihnen,] daß wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen.« (Apg 14,22)

»Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, werden Verfolgung erleiden.« (2Tim 3,12)

»Und ihr werdet von jedermann gehaßt sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.« (Mt 10,22)

»Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden!« (Mt 10,38-39)

»Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!« (Mk 8,34)

5.) Frauen herrschen über Männer

Es ist eine klare Lehre im Neuen Testament, dass eine Frau nicht über einen Mann herrschen darf oder über ihn Autorität ausüben darf. Diese Lehre schlagt ihr in den Wind, als ob Gott euer Lehrmeister sein muss, da bei euch die Frauen sehr wohl über Männer Autorität ausüben, indem sie z. B. lehren.

»Ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter als dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Gemeinde ist; und er ist der Retter des Leibes. Wie nun die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so auch die Frauen ihren eigenen Männern in allem.« (Eph 5,22–24)

»Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, daß sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten.« (1Tim 2,12)

»Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie es auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.« (1Kor 14,34-35)

Du weißt wohl selbst (wahrscheinlich besser als ich), wie gerade Frauen führende Persönlichkeiten in der charismatischen Bewegung sind und somit, entgegen den klaren Worten der Schrift, lehren und Autorität gegenüber Männern ausüben. Sollte Gott etwa Frauen zu einem Dienst berufen, welcher nach seinen eigenen Worten für Frauen verboten ist und nur den Männern vorbehalten ist? Das sei ferne.

Hierbei will ich es bewenden lassen. Wenn du Interesse hast, können wir uns gerne weiter darüber austauschen. Um es kurz zu machen, meine Meinung ist folgende: Die charismatische Bewegung legt ein viel zu großes Gewicht auf fleischliche Dinge (Wohlstand, Gesundheit, gemächliches Leben, seelisches Wohlfühlen), auf Prophezeiungen und Offenbarungen, auf unnüchterne Musik, die angeblich zur Anbetung dienen soll, aber nur der eigenen Fleischlichkeit dient, und v o r  a l l e m  auf irgendwelche seelischen Empfindungen, die man als von Gott kommend ansieht. Gott hat wegen dieser fleischlichen Gesinnung Gericht geübt, indem er eine wirksame Kraft der Verführung gesendet hat (2Th 2,11). Das zentrale Thema, nämlich den Sünden abzusterben, sich selbst zu verleugnen und Gott in allem Gehorsam zu sein, wird nicht gelehrt.

T., bedenke auch, dass ihr durch eure Arbeit viele Leute in diese Verführung mit herein zieht und dafür dermaleinst Rechenschaft ablegen müsst. Das ist sehr Ernst, und ich bitte dich, mein Schreiben nicht leichtfertig abzutun. Ich habe noch ein sehr lesenswertes Traktat von Menno Simons angehängt.

Grüße und Segenswünsche
M.

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