Mittwoch, 4. Juni 2014

Die Schleitheimer Artikel von 1527

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Die Schleitheimer Artikel von 1527

Brüderliche Vereinigung etlicher Kinder Gottes, sieben Artikel betreffend.

Freude, Friede und Barmherzigkeit von unserm Vater, durch die Vereinigung des Blutes Jesu Christi, mitsamt den Gaben des Geistes, der vom Vater gesandt wird allen Gläubigen zur Stärkung, zum Trost und Beständigkeit in aller Trübsal, bis an das Ende, sei mit allen Liebhabern Gottes und Kindern des Lichts, welche zerstreut sind allenthalben, wo sie von Gott, unserm Vater, verordnet sind, wo sie einmütig versammelt sind in einem Gott und Vater unser aller; Gnade und Friede im Herzen sei mit euch allen. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern in dem Herrn, uns ist zum Ersten und Vornehmsten euer Trost und Versicherung eures Gewissens angelegen, welches einige Zeit verwirrt war, damit ihr nicht für immer als die Abfälligen von uns geschieden und mit Recht ganz ausgeschlossen wärt, sondern dass ihr euch wiederum zu den wahren eingepflanzten Gliedern Christi wenden möchtet, die da gerüstet werden durch Geduld und Erkenntnis seiner selbst und so wiederum mit uns vereint würdet in der Kraft eines göttlichen christlichen Geistes und Eifers für Gott.

Es ist auch offenbar, mit was für einer Tausendlistigkeit der Teufel uns abgewendet hat, damit er ihnen das Werk Gottes, welches in uns zum Teil barmherzig und gnädig begonnen worden ist, zerstöre und zugrunde richte. Aber der treue Hirte unserer Seelen, Christus, der solches in uns angefangen hat, der wird es bis ans Ende richten und vollbringen, zu seiner Ehre und unserm Heil. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern, wir, die da zu Schleitheim am Randen miteinander versammelt gewesen sind im Herrn, tun allen Liebhabern Gottes kund, dass wir miteinander in Stücken und Artikeln einig geworden sind, die wir im Herrn zu halten haben, damit wir gehorsame Kinder Gottes und Söhne und Töchter seien, die abgesondert von der Welt sind und sein sollen in allem Tun und Lassen. Gott allein sei Preis und Lob, dass es ohne eines Bruders Widerspruch und in voller Zufriedenheit geschah. In solchem haben wir die Einigkeit des Vaters und des uns verbindenden Christus gespürt, die samt ihrem Geist mit uns gewesen sind; denn der Herr ist der Herr des Friedens und nicht des Zankes, wie Paulus sagt. Damit ihr aber versteht, in welchen Artikeln solches geschehen sei, sollt ihr merken und verstehen.

Es ist von etlichen falschen Brüdern unter uns ein großes Ärgernis erregt worden, sodass sich etliche vom Glauben abgewandt haben, indem sie meinen, die Freiheit des Geistes und Christi könne alle Dinge üben und gebrauchen. Solche aber haben die Wahrheit verfehlt und haben sich (zu ihrem eigenen Urteil) der Geilheit und Freiheit des Fleisches ergeben und haben gedacht, der Glaube und die Liebe könnten alles tun und leiden und nichts könne ihnen schaden noch verdammlich sein, da sie ja gläubig seien.

Merkt ihr Glieder Gottes in Jesus Christus, der Glaube an den himmlischen Vater durch Jesus Christus ist nicht solcher Gestalt, wirkt und vollbringt nicht solche Dinge, wie diese falschen Brüder und Schwestern handeln und lehren. Hütet euch und seid gewarnt vor solchen, denn sie dienen nicht unserm Vater, sondern ihrem Vater, dem Teufel.

Aber ihr nicht so! Denn die da Christi sind, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt allen Lüsten und Begierden. Versteht mich recht, welche wir meinen. Sondert euch von ihnen ab, denn sie sind verkehrt. Bittet den Herrn, damit sie zur Buße kommen, und für uns um Beständigkeit, den begonnenen Weg weiter zu wandeln, zur Ehre Gottes und sein Sohnes Jesus Christus. Amen.

Die Artikel, welche wir verhandelt haben, und in denen wir eins geworden sind, sind diese:

1. Taufe
2. Bann
3. Brotbrechen
4. Absonderung von Gräueln
5. Hirten in der Gemeinde
6. Schwert
7. Eid

 

Taufe

Zum Ersten merkt von der Taufe: Die Taufe soll all denen gegeben werden, die die Buße und Änderung des Lebens gelehrt sind und in der Wahrheit glauben, dass ihre Sünden durch Christus hinweg genommen seien; und all denen, die wandeln wollen in der Auferstehung Jesu Christi, und mit ihm begraben sein wollen in den Tod, auf dass sie mit ihm auferstehen mögen; und all denen, die es in solcher Meinung von uns begehren und fordern durch sich selbst. Mit dem wird jede Kindertaufe ausgeschlossen, des Papstes höchster und erster Gräuel. Für solches habt ihr Grund und Zeugnis in der Schrift und den Gebrauch der Apostel: Matt. 27; Mark. 16; Apg. 2; 8; 16; 19. Daran wollen wir uns einfältig, doch fest halten und versichert sein.

 

Bann

Zum andern sind wir bezüglich des Bannes folgendermaßen einig geworden: Der Bann soll gebraucht werden bei all denen, die sich dem Herrn ergeben haben, nachzuwandeln in seinen Geboten, und bei all denen, die in einen Leib Christi getauft worden sind, und sich Brüder oder Schwestern nennen lassen, und doch zuweilen austreten und in eine Sünde fallen und unwissentlich übereilt werden. Dieselben sollen zweimal heimlich ermahnt werden und beim dritten Mal öffentlich vor der ganzen Gemeinde gestraft oder gebannt werden, nach dem Befehl Christi, Matt. 18. Solches aber soll nach Anordnung des Geistes Gottes vor dem Brotbrechen geschehen, damit wir einmütig und in einer Liebe von einem Brotbrechen und essen können und von einem Kelch trinken.

 

Brotbrechen

Zum Dritten sind wir betreffs dem Brotbrechen einig geworden und haben vereinbart: Alle, die ein Brot brechen wollen zum Gedächtnis des gebrochenen Leibes Christi, und alle, die von einem Trank trinken wollen zu einem Gedächtnis des vergossenen Blutes Christi, die sollen zuvor vereinigt sein in einen Leib Christi, das ist, in die Gemeinde Gottes, von welcher Christus das Haupt ist, nämlich durch die Taufe. Denn wie Paulus anzeigt, können wir nicht zugleich dem Tisch des Herrn und dem Tisch der Teufel teilhaftig sein. Wir können auch nicht zugleich von des Herrn Kelch und des Teufels Kelch trinken. Das heißt, alle die Gemeinschaft haben mit den toten Werken der Finsternis, die haben keinen Anteil am Licht. So auch alle, die dem Teufel folgen und der Welt, die haben keinen Anteil mit denen, die zu Gott aus der Welt berufen sind; alle, die im Argen liegen, die haben keinen Anteil am Guten.

Gleicherweise soll und muss es auch sein, dass wer die Berufung eines Gottes zu einem Glauben, zu einer Taufe, zu einem Geist, zu einem Leib zusammen mit allen Kindern Gottes nicht hat, der kann auch mit ihnen nicht zu einem Brot gemacht werden, wie es denn sein muss, wo man das Brot in Wahrheit nach dem Befehl Christi brechen will.

 

Absonderung von Gräueln

Zum Vierten sind wir einig geworden bezüglich der Absonderung: Sie soll geschehen von dem Bösen und Argen, das der Teufel in der Welt gepflanzt hat, damit wir nicht Gemeinschaft mit ihnen haben und mit ihnen laufen in der Menge ihrer Gräuel. Das heißt, weil alle, die nicht in den Gehorsam des Glaubens getreten sind und sich nicht mit Gott vereinigt haben, dass sie seinen Willen tun wollen, ein großer Gräuel vor Gott sind; deshalb kann und mag auch nichts anderes von ihnen erwachsen oder entspringen, als gräuliche Dinge.

Nun gibt es nichts anderes in allen Kreaturen, als gut und böse; gläubig und ungläubig; Finsternis und Licht; Welt und die, die die Welt verlassen haben; Tempel Gottes und die Götzen; Christus und Belial, und keines kann mit dem andern Gemeinschaft haben.

Nun ist uns auch das Gebot des Herrn offenbar, in welchem er uns befiehlt abgesondert zu sein von dem Bösen, so will er unser Gott sein, und werden wir seine Söhne und Töchter sein.

Weiter ermahnt er uns darum, von Babylon und dem irdischen Ägypten auszuziehen, dass wir nicht auch ihrer Qualen und Leiden teilhaftig werden, die der Herr über sie bringen wird.

Aus dem allen sollen wir lernen, dass alles, was nicht mit unserm Gott und Christus vereinigt ist, nichts anderes sei, als die Gräuel, welche wir meiden und fliehen sollen. In dem sind gemeint alle päpstlichen und widerpäpstlichen Werke und Gottesdienste, Versammlungen, Kirchgänge, Weinhäuser, Bürgschaften und Verpflichtungen des Unglaubens und andere mehr dergleichen, die die Welt für hoch hält, und die doch stracks wider den Befehl Gottes getan werden, nach dem Maß aller Ungerechtigkeit, die in der Welt ist. Von diesem allem sollen wir abgesondert werden und keinen Teil mit solchen haben; denn es sind eitle Gräuel, die uns verhasst machen vor unserm Jesus Christus, welcher uns befreit hat von der Dienstbarkeit des Fleisches und uns geschickt gemacht hat zum Dienst Gottes durch den Geist, welchen er uns gegeben hat.

So werden nun auch von uns zweifellos die unchristlichen und teuflischen Waffen der Gewalt fallen, die da sind Schwert, Harnisch und dergleichen, und all ihr Gebrauch, für Freunde oder gegen die Feinde, Kraft des Wortes Christi: Ihr sollt dem Übel nicht widerstehen.

 

Hirten in der Gemeinde

Zum Fünften sind wir einig geworden bezüglich der Hirten in den Gemeinden: Der Hirte in der Gemeinde Gottes soll ganz nach der Ordnung von Paulus einer sein, der ein gutes Zeugnis hat von denen, die außerhalb des Glaubens sind. Solches Amt soll sein: Lesen, Ermahnen und Lehren, Mahnen, Strafen, Bannen in der Gemeinde, und allen Brüdern und Schwestern zur Besserung vorbeten, das Brot beginnen zu brechen und in allen Dingen des Leibes Christi Acht haben, dass er gebaut und gebessert wird, und dem Lästerer der Mund verstopft wird.

Dieser aber soll unterhalten werden, wo er Mangel hat, von der Gemeinde, welche ihn erwählt hat, damit der dem Evangelium dient von demselben auch lebe, wie der Herr verordnet hat.

Wenn aber ein Hirte etwas tut, was zu strafen wäre, soll mit ihm nicht verfahren werden, außer aufgrund von zwei oder drei Zeugen; und wenn sie sündigen, sollen sie vor allen gestraft werden, damit die andern Furcht haben.

Wenn aber dieser Hirte vertrieben oder durch das Kreuz zum Herrn geführt würde, soll von Stund an ein anderer an dessen Stelle verordnet werden, damit das Völklein und Häuflein Gottes nicht zerstört werde.

 

Schwert

Zum Sechsten sind wir einig geworden bezüglich des Schwertes: Das Schwert ist eine Gottesordnung außerhalb der Vollkommenheit Christi, welches den Bösen straft und tötet und den Guten schützt und schirmt. Im Gesetz wird das Schwert verordnet über die Bösen zur Strafe und zum Tod, und dasselbige zu gebrauchen sind die weltlichen Obrigkeiten verordnet.

In der Vollkommenheit Christi aber wird der Bann gebraucht, allein zu einer Mahnung und Ausschließung dessen, der gesündigt hat, nicht durch Töten des Fleisches, sondern allein durch die Mahnung und den Befehl, nicht mehr zu sündigen.

Nun wird von vielen, die den Willen Christi nicht erkennen, gegenüber uns gefragt, ob auch ein Christ gegen den Bösen das Schwert gebrauchen darf oder soll, um den Guten zu schützen und zu schirmen und um der Liebe willen.

Die Antwort lautet einmütig so: Christus lehrt und befiehlt uns, dass wir von ihm lernen sollen, denn er sei mild und von Herzen demütig, und so werden wir Ruhe finden für unsere Seelen.

Nun sagt Christus zum heidnischen Weiblein, das im Ehebruch ergriffen wurde, nicht, dass man sie steinigen solle nach dem Gesetz seines Vaters (obwohl er sagt: Wie mir der Vater befohlen hat, so tue ich.), sondern nach dem Gesetz der Barmherzigkeit und Verzeihung und Ermahnung spricht er: Geh hin und sündige nicht mehr. An solches sollen wir uns auch halten, nach der Regel des Banns.

Zum andern wird des Schwertes halber gefragt, ob ein Christ Urteil sprechen soll in weltlichem Zank und Streit, welchen die Ungläubigen miteinander haben. Die einige Antwort ist: Christus hat nicht zwischen Brüdern des Erbteils wegen entscheiden oder urteilen wollen, sondern hat sich dessen geweigert. So sollen wir es auch tun.

Zum Dritten wird des Schwertes halber gefragt, ob ein Christ Obrigkeit sein kann, wenn er dazu erwählt wird. Dem wird so geantwortet: Christus sollte zu einem König gemacht werden, und er ist geflohen und hat die Ordnung seines Vaters nicht angesehen; so sollen wir es auch tun und ihm nachlaufen, dann werden wir nicht in der Finsternis wandeln, denn er sagt selbst: Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Auch verbietet er selbst die Gewalt des Schwertes und sagt: Die weltlichen Fürsten herrschen etc. Ihr aber nicht so. Weiter sagt Paulus: Welche Gott ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollen dem Ebenbild seines Sohnes. Auch sagt Petrus: Christus hat gelitten, nicht geherrscht, und hat uns ein Vorbild hinterlassen, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.

Zuletzt wird angemerkt, dass es dem Christen nicht gezieme Obrigkeit zu sein. Das Regiment der Obrigkeit ist fleischlich, das der Christen geistlich; ihre Häuser und Wohnungen sind irdisch, die der Christen im Himmel; ihre Bürgerschaft ist in dieser Welt, die Bürgerschaft der Christen im Himmel; ihre Kriegswaffen sind fleischlich und allein gegen das Fleisch, die Waffen der Christen aber sind geistlich, gegen die Festungen des Teufels. Die Weltlichen werden gewappnet mit Stachel und Eisen, aber die Christen sind gewappnet mit dem Harnisch Gottes, mit Wahrheit, Gerechtigkeit, Frieden, Glauben, Heil und mit dem Wort Gottes. In Summa: Wie Christus unser Haupt gesinnt ist, so sollen die Glieder des Leibes Christi durch ihn gesinnt sein, damit keine Spaltung im Leib sei, wodurch er zerstört werde, denn ein jegliches Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird zerstört werden. Da nun Christus ist, wie von ihm geschrieben steht, so müssen die Glieder auch so sein, damit sein Leib ganz und einig bleibt, zu seiner eigenen Besserung und Erbauung.

 

Eid

Zum Siebten sind wir betreffs des Eides folgendermaßen einig geworden: Der Eid ist eine Bekräftigung unter denen die zanken oder Versprechungen machen und ist im Gesetz geboten worden, dass er bei dem Namen Gottes allein wahrhaftig und nicht falsch geschehen soll. Christus, der die Vollkommenheit des Gesetzes lehrt, verbietet den Seinen alles Schwören, weder recht noch falsch, weder bei dem Himmel noch bei der Erde, noch bei Jerusalem, noch bei unserm Haupt, und das um der Ursache willen, die er bald danach nennt: Denn ihr könnt nicht ein Haar weiß oder schwarz machen. Seht zu, darum ist alles Schwören verboten, denn wir vermögen nicht, was beim Schwören verheißen wird, zu vollbringen, weil wir an uns selbst nicht das Allergeringste ändern können.

Nun sind etliche, die dem einfältigen Gebot Gottes nicht Glauben schenken, sondern sie sagen und fragen so: Ei, nun hat Gott dem Abraham durch sich selbst geschworen, weil er Gott war, als er ihm verhieß, dass er ihm wohl wolle und sein Gott sein wolle, wenn er seine Gebote halten würde. Warum sollte ich dann nicht auch schwören, wenn ich einem etwas verspreche. Antwort: Höre was die Schrift sagt: Als Gott den Erben der Verheißung überschwänglich beweisen wollte, dass sein Rat nicht wankt, hat er einen Eid abgelegt, auf dass wir durch zwei unverrückbare Dinge (wodurch es unmöglich ist, dass Gott lügt) einen starken Trost haben. Merkt auf den Sinn dieser Schriftstelle: Gott hat Gewalt zu tun, was er dir verbietet, denn es ist ihm alles möglich. Gott hat dem Abraham einen Eid geschworen, sagt die Schrift, damit er beweise, dass sein Rat nicht wankt. Das heißt, es kann niemand seinem Willen widerstehen und ihn hindern, und darum konnte er den Eid halten. Wir aber vermögen es nicht, wie oben von Christus gesagt, dass wir den Eid halten oder leisten. Darum sollen wir nicht schwören.

Nun sagen etliche weiter so: Es sei nicht verboten bei Gott zu schwören im Neuen Testament, und im Alten sogar geboten. Sondern es sei allein beim Himmel, Erdreich, Jerusalem und bei unserm Haupt verboten zu schwören. Antwort: Höre die Schrift: Wer da schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Thron Gottes, und bei dem, der darauf sitzt. Merke: Schwören beim Himmel, der ein Thron Gottes ist, ist verboten. Wie viel mehr ist es bei Gott selbst verboten? Ihr Narren und Blinden, was ist größer, der Thron, oder der darauf sitzt?

Weiter sagen etliche: Wenn es nun unrecht ist, dass man Gott zur Wahrheit gebraucht, so haben die Apostel Petrus und Paulus auch geschworen. Antwort: Petrus und Paulus bezeugen allein das, was von Gott dem Abraham durch den Eid verheißen war, und sie selbst verheißen nichts, wie die Beispiele klar zeigen. Aber bezeugen und schwören ist zweierlei. Denn wenn man schwört, so verheißt man Zukünftiges, wie dem Abraham Christus verheißen worden ist, welchen wir lange Zeit darauf empfangen haben. Wenn man aber bezeugt, so bezeugt man das Gegenwärtige, ob es gut sei oder böse, wie der Simeon von Christus zu Maria sprach und bezeugte: Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehung vieler in Israel, und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird.

Dergleichen hat uns Christus auch gelehrt, wenn er sagt: Eure Rede soll sein »ja, ja« und »nein, nein«; denn was darüber ist, ist vom Bösen. Er sagt, eure Rede oder Wort soll sein ja und nein. Das kann man nicht so verstehen, als habe er das Schwören zugelassen. Christus ist einfältig ja und nein, und alle, die ihn einfältig suchen, werden sein Wort verstehen. Amen.

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, das sind die Artikel, die etliche Brüder bisher irrig und dem wahren Sinn zuwider verstanden haben und damit viele schwache Gewissen verwirrt haben, wodurch der Name Gottes schwer verlästert worden ist. Deshalb ist es notwendig gewesen, uns im Herrn zu vereinigen, wie es dann geschehen ist. Gott sei Lob und Preis.

Da ihr nun den Willen Gottes reichlich verstanden habt, der jetzt durch uns offenbart ist, ist es erforderlich, dass ihr den erkannten Willen Gottes beharrlich und ohne Aufschub vollbringt. Denn ihr wisst wohl, was dem Knecht an Lohn gebührt, der wissentlich sündigt.

Alles was ihr unwissentlich getan und bekannt habt, unrecht gehandelt zu haben, das ist euch verziehen durch das gläubige Gebet, welches in der Versammlung vollbracht wurde für unser aller Fehl und Schuld, durch die gnädige Verzeihung Gottes und durch das Blut Jesu Christi. Amen.

Habt acht auf alle, die nicht nach der Einfältigkeit göttlicher Wahrheit wandeln, die in diesem Brief von uns begriffen ist, damit jedermann unter uns regiert werde durch die Regel des Banns und zukünftig der Zugang der falschen Brüder und Schwestern unter uns verhütet werde.

Sondert ab von euch, was böse ist, so will der Herr euer Gott sein und ihr werdet seine Söhne und Töchter sein.

Liebe Brüder, seid eingedenk mit was Paulus seinen Titus ermahnt. Er spricht: Die heilsame Gnade Gottes ist erschienen allen Menschen und nimmt uns in Zucht, damit wir das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste verleugnen und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilands Jesu Christi, der sich selbst für uns gegeben hat, auf dass er uns erlöse von aller Ungerechtigkeit, und reinige sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig ist zu guten Werken. Das bedenkt und übt euch darin, so wird der Herr des Friedens mit euch sein.

Der Name Gottes sei ewig gepriesen und hochgelobt. Amen. Der Herr gebe euch seinen Frieden. Amen.

Acta Schlatten am Randen auf Matthie, Anno 1527.

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